Endlich ist es soweit. Voller Stolz steht er im Raum. Beleuchtet, behangen und von strahlenden Kinderaugen bewundert. Jahrelang hat er auf diesen Moment gewartet und allen Widrigkeiten getrotzt. Viel Kraft hat er investiert um aufrecht dem Himmel entgegenzuwachsen und seine Äste ganz regelmäßig auszubreiten.
Keine größere Würdigung könnte diesen Aufwand entschädigen als am 24. Dezember herrlich geschmückt, von Geschenken umringt und hell erleuchtet in einem Wohnzimmer voller festlich gekleideter Menschen zu stehen. Alle sind sie fröhlich und singen, essen und beschenken sich. Einfach nur herrlich.
Aber was ist das. Nur ein paar Tage später sieht man lauter Christbäume auf der gegenüberliegenden Straßenseite liegen. Ganz achtlos wurden sie auf die Straße geschmissen. Fußgänger steigen einfach drüber, der Schmutz der Straße spritz sie voll. Kein Glanz, keine Freude, keine Wertschätzung mehr und das nach der jahrelanger Mühe und Wachstumszeit.
Nein, das muss nicht sein. Er kann doch noch viel länger Freude schenken, als nur an diesem einen Tag.
Weihnachten vorbei, wohin mit dem Baum? Wie wäre es einfach mit aufessen?
Egal ob Fichte, Kiefer oder Tanne, die Blätter dieser Nadelbäume sind essbar und bergen ein wirklich großes kulinarisches Potenzial, dass es zu entdecken wert ist. Ob vor oder nach Weihnachten, es lassen sich schmackhafte Delikatessen oder kleine Geschenke aus den Nadeln zaubern. Geschmacklich variieren die Nadelbäume stark. Die Weißtanne beschenkt uns mit einem mandarinen artigen, die Kiefer mit einem leicht-pfeffrigen, die Douglasie mit einem stark orangigen und die Fichte mit einem intensiv-zitronigen Aroma.
Qualität
Der Baum sollte allerdings nicht mit Pestiziden oder Dünger besprüht worden sein. Ein Grund mehr auf gute Qualität auch beim Christbaumkauf zu achten. Leider sind die meisten Weihnachtsbäume die wir kaufen können mit vielen Pestiziden bespritzt, in Monokulturen gezüchtet, mit chemischen Nährlösungen für eine grünere Farbe aufgepeppt und legen zusätzlich weite Transportwege aus dem Ausland zurück. Diesen Cocktail an chemischen Stoffen stellen wir uns dann für ein paar Wochen in unser Wohnzimmer und das kann vor allem bei Allergikern zu einem Problem werde. Besser ist es gleich auf regionale Bäume aus Forstrevieren oder auf biologisch gezüchtete Bäume zurückzugreifen. Ein Baum aus Bioanbau ist nicht nur besser für die Umwelt, sondern auch essentiell für die Weiterverarbeitung zu kulinarischen Köstlichkeiten. Natürlich entspricht so ein Baum manchmal nicht den perfekten Vorstellungen eines gerade und dicht bewachsenen Weihnachtsbaums, aber warum nicht einmal einen Baum so nehmen wie er natürlich gewachsen ist. Einfach natürlich schön.
Verwendungsmöglichkeiten der Nadeln
Die Nadeln könnt ihr frisch oder getrocknet verwenden.
Frische Nadeln
- Aufguss für einen wärmenden Tee
- Verfeinern von Butter, Margarine oder Kokosöl
- Würzen von Gin, Wodka oder Cocktails
- Ansetzen in Essig oder Öl
- Backen von Keksen oder Plätzchen
- Herstellung von duftendem Badesalz
- Würzen von Ofengemüse oder Braten
- Herstellung von Hustenbonbons
Getrocknete Nadeln
- Aromatisieren von Salz oder Zucker
- Herstellen von feinem Gewürzpulver
- Verwendung in selbstgemachtem Badesalz
Rezept: Fichtenbutter
Das Herstellen einer Fichtenbutter kostet sehr wenig Zeit man erhält einen unglaublich leckeren und außergewöhnlichen Aufstrich. Die Butter überzeugt mit einem wunderbaren zitronigen, harzigen aber vor allem waldigen Geschmack, ohne dabei aufdringlich zu schmecken. Sie eignet sich zum aufs Brot schmieren, zum Backen von Plätzchen oder zum Anbraten von Gemüse. Einfach die Augen zumachen, schmecken und schon hat man das Gefühl als stehe man im Wald mitten unter den großen Fichten.
Zutaten
- 1/2 Block zimmerwarme Butter, Margarine oder Kokosnussöl
- 2-4 Esslöffel sehr klein gehackte Fichtennadeln
- Salz
Anleitung
Die Fichtennadeln von den Zweigen abnehmen. Dies geht am besten mit einer Schere, indem man dicht am Ast die Nadeln abschneiden. Die abgeschnittenen Nadeln müssen nun sehr fein gehackt werden. Entweder mit einem guten Messer klein hacken oder mit Stabmixer in einem hohen Gefäß kleinmixen.
Die fein gehackten Nadeln nun mit der weichen Butter mischen, etwas Salz und optional etwas abgeriebene Zitronenschale dazu geben. Jetzt noch in einer schöne Form bringen und im Kühlschrank einen Tag ziehen lassen. Man kann die Butter auch sofort verwenden. Ich finde der Geschmack ist aber um ein Vielfaches intensiver, wenn die Butter einen Tag ziehen durfte.
Das Mengenverhältnis könnt ihr je nach gewünschter Intensität variieren.
Bücher
Nadelbaumküche
Du bist neugierig, wie man Fichten-, Tannennadeln & Co. kulinarisch noch nutzen kann?
In meinem Buch Nadelbaumküche verrate ich dir zahlreiche Rezepte – vom Waldkaviar über Lärchen-Cheesecake bis hin zu einem Massageöl und einer waldigen Räuchermischung. Dazu gibt’s jede Menge Tipps zum Bestimmen und Sammeln.
Ganz wichtig: Esse nichts, was du nicht zu 100 % bestimmen kannst. Gerade bei Nadelbäumen gibt es giftige Verwechslungspartner, wie die Eibe. Bitte nutze nur essbare Nadelbäume wie Tanne, Fichte, Lärche und Kiefer.
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